Guido Straumann erklärt das Hüppenbacken
Guido Straumann
Viele Besonderheiten machen Wädenswil einzigartig. Dazu gehört auch eine von nur drei Schweizer Hüppenbäckereien – die Straumann Hüppen AG. Wie es dazu kam und noch einiges mehr erzählt uns Guido Straumann im Gespräch. Dazu haben wir auch ein paar Bilder aus der Produktionshalle (siehe unten).
Zum Einstieg: Was verbindet Sie mit Wädenswil ausser der Hüppenproduktion?
Ich bin seit meiner Geburt in Wädenswil und habe meine ganze Schulzeit hier verbracht. Mir gefällt an Wädenswil natürlich die perfekte Lage. Man ist schnell in den Bergen, in der Stadt und im Tessin. Die Lage direkt am See ist natürlich nicht zu überbieten. Schade finde ich, dass Wädenswil keine Altstadt mit Kaffeehäusern hat wie in anderen kleinen Städtchen.
Wie auf Ihrer Webseite beschrieben, hat Ihre Familie 1973 eine schon seit mindestens 1953 bestehende Hüppenbäckerei in Zürich übernommen und sie 1980 nach Wädenswil verlegt. Wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage lautet die bange Frage: Bleiben Sie hier oder gibt es Pläne zu einer Verlegung?
Wir werden Wädenswil erhalten bleiben. Unsere Hüppen sind ein typisches Zürcher Produkt, das im Kanton Zürich auch produziert werden muss. Daher ist für uns eine Verlagerung der Produktion kein Thema. Auch wäre es ja schade, wenn der beliebte Fabrikladen nicht mehr ums Eck wäre.
Gibt es schon künftige Nachfolger innerhalb (oder ausserhalb) der Familie?
Ich habe die Firma im Jahr 2008 übernommen und werde die Firma sicherlich noch lange führen, es dauert also noch einen Moment bis zur Pensionierung (lacht). Einen Nachfolger zu suchen wäre momentan wohl zu früh.
Zu den Hüppen: Welches ist Ihr Beruf und wie sind Sie auf die Hüppenbäckerei gekommen?
Ich habe die KV-Lehre mit BMS bei der Alcatel in Zürich und Au ZH gemacht. Danach habe ich eine kurze Zeit als Büroangestellter und Kurierfahrer gearbeitet. 3 Jahre habe ich bei der Seeblick-Garage in Samstagern Autos verkauft, was eine sehr gute und lehrreiche Zeit war. Um Auslanderfahrung zu erhalten, arbeitete ich als Reiseleiter in Griechenland. Zurück in der Schweiz musste ich mir eine neue Arbeitsstelle suchen. Um die Zeit zu überbrücken, ging ich für meine Eltern Straumann Hüppen verkaufen, quasi Türklinken putzen. Mir gefiel die Arbeit so gut, dass ich eine Vollanstellung bei meinen Eltern angenommen habe. So kam ich eigentlich früher als gewollt in den elterlichen Betrieb. Während den ersten Jahren habe ich die ersten Hüppenschachteli kreiert und auf den Markt gebracht. Da ich immer mehr die Geschäftsführung übernahm, habe ich im Jahr 2008 den Betrieb meinen Eltern abgekauft. Das Betriebswirtschaftsstudium habe ich zugunsten des Geschäfts abgebrochen. Heute sind meine Haupttätigkeiten die Geschäftsführung, das Marketing sowie der Verkauf.
Es gibt nur drei Hüppenproduzenten in der Schweiz. Was macht Straumann Hüppen zu etwas Besonderem?
Wir sind die einzigen, welche noch zu 100% im Familienbesitz sind. Straumann Hüppen werden mit purer Schokolademasse gefüllt. Die Mitbewerber schlagen die Schokolademasse mit Luft auf und setzen viel Fett ein, was das Produkt cremig und günstiger macht. Unsere Hüppen sind knackig bis zum letzten Bissen. Da wir die kleinste Hüppenproduktion sind, haben wir die Flexibilität, sehr schnell liefern zu können und auch Kundenwünsche in Kleinserien zu realisieren. Bei uns bekommen Sie schon ab einer kleinen Menge individuell gestaltete Verpackungen – zum Beispiel als Weihnachtsgeschenk für Ihre Kunden.
Wie geht das eigentlich, Hüppen backen?
Wir besitzen die erste Maschine (Jahrgang 1981) weltweit, welche die Hüppen in einem einzigen Arbeitsgang backen, rollen und füllen kann. Mein Vater Ueli hatte die Idee zusammen mit einem Maschinenbauer verwirklicht. Heute ist dies Standard.
Wie wir die Hüppen backen: Am Morgen wird der Teig hergestellt für eine Tagesproduktion. Die Hüppenmaschine backt, rollt und füllt die Hüppen. Danach wird die Hüppe kurz gekühlt (sie ist noch an einem Stück, ca. 2 Meter lang) und sofort mit einer Kreissäge zu kleinen Hüppen geschnitten.
Heutzutage soll ja möglichst alles biologisch und ökologisch verträglich sein (sowie Importprodukte aus fairem Handel stammen). Haben Sie schon entsprechende Produkte im Angebot und wie kontrollieren Sie deren Qualität?
Wir haben ausschliesslich langjährige Schweizer Lieferanten und fast alle unsere Rohstoffe stammen aus Schweizer Produktion. Sogar unser Verpackungsmaterial kommt zu 95% aus der Schweiz. Unser Ansatz ist Schweizer Rohstoffe und Schweizer Lieferanten zu berücksichtigen. Auch die Nachhaltigkeit ist ein Thema: Mein Vater kommt ursprünglich aus der Konditorei. Er wollte als 20-Jähriger ein Produkt herstellen, das keinen Abfall macht. So kam er auf die Hüppen. Denn bei unserer Produktion gibt es fast keinen Abfall. Hüppen, die unseren Qualitätsstandards betreffend Aussehen und Grösse nicht entsprechen, verkaufen wir in unserem Fabrikladen als "Bruchhüppen". Somit sind wir in der Nachhaltigkeit sehr stark und produzieren fast keinen Ausschuss bzw. Abfall.
Auch gibt es verschiedene Spezialwünsche, die aufgrund von Unverträglichkeiten wie Diabetes oder anderem auch im Backwaren-Handel immer wichtiger werden. Wie stehen Sie dazu?
Wir haben Hüppen für Diabetiker im Angebot, die vermehrt nachgefragt werden, weil grosse Hersteller immer mehr auf die Erzeugung von Diabetikerprodukten verzichten.
Zum Schluss: Was würden Sie gerne einmal allen mitteilen?
Besucht unseren Fabrikladen mit direkter Sicht in die Produktion an der Einsiedlerstrasse. 😉 Für den Fall, dass dieser einmal geschlossen sein soll, haben wir einen Hüppenautomaten vor dem Haus, der 24 Stunden geöffnet ist und sogar Bruchhüppen (also die frischesten!) im Angebot hat.
Wir danken Ihnen für Ihre Bereitschaft, am Interview teilzunehmen, und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Unternehmen!
Zum Firmeneintrag in unseren Verzeichnissen geht es [hier].
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